Die Gaben der Heilungen (Teil1)

von Johannes Justus

Ich beobachte, dass sich Christen nach keinen Gaben so intensiv ausstrecken wie nach den Gaben der Heilungen. Mich wundert das nicht; macht doch jeder von uns Erfahrungen mit Krankheit und Leid in seinem persönlichen Umfeld.

Ist es nicht interessant, dass Paulus in 1. Korinther 12,9 den doppelten Plural „Gaben der Heilungen“ verwendet? Mir gefällt das. Denn damit macht er deutlich, dass es nicht die eine klar definierbare Heilungsgabe gibt. Stattdessen sind es Heilungsgaben, die sich ganz offensichtlich auf vielfältige Weise und mit unterschiedlicher Intensität auswirken können. Es gibt nicht die eine unumstößliche Heilungsgabe, die ein Christ jederzeit abrufen kann, um Kranke nach eigenem Belieben gesund zu machen. Es ist Gottes Geist, der diese Gaben zuteilt und aktiviert, so wie ER es will. Der Geistbegabte steht also auch bei dieser Gabe in direkter Abhängigkeit vom Geist Gottes.

Die Grundlage für die Anwendung dieser Heilungsgaben ergibt sich aus der Situation, dass wir einerseits in einer gefallenen Welt leben, die nicht perfekt ist und deshalb mit Krankheit zu kämpfen hat, dass aber andererseits Gott durch seine Kraft in diese Welt hineinwirken und Heilung schenken möchte. Das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift ist eindeutig: Gott möchte, dass es uns gut geht. Er hat Interesse an unserem ganzheitlichen Wohlergehen.

„Denn ich bin der Herr, der euch heilt!“
2. Mose 15,26

„Und wenn er auf dem Krankenbett liegt, steht der Herr ihm zur Seite und hilft ihm wieder auf.“
Psalm 41,4

„Ich suche die verloren gegangenen Schafe und bringe alle zurück, die sich von der Herde entfernt haben. Wenn sich eines der Tiere ein Bein bricht, will ich es verbinden, und die kranken pflege ich gesund.“
Hesekiel 34,16

Diese grundsätzliche Heilungsabsicht Gottes sagt aber nicht aus, dass sich jeder Kranke vom Willen Gottes entfernt hat. Ganz im Gegenteil: Man kann im Zentrum von Gottes Willen und dennoch krank sein. Ein schnöder Heilungsautomatismus für jeden, der glaubt, würde weder dem Zeugnis der Bibel noch den Erfahrungen des Lebens entsprechen. Ich bete seit vielen Jahren entschlossen und mutig für Kranke. Schon oft habe ich erlebt, dass Gott geheilt hat. Doch gleichzeitig leide ich seit vielen Jahren an starken Allergien. Auch wenn mir deshalb schon mancher Vorwurf begegnet ist, lasse ich mich davon nicht entmutigen. Gott bleibt souverän. Und ich bleibe bescheiden.

Die Aussagen des Alten Testamentes erfahren dann in Jesus Christus eine nochmalige Steigerung. Es ist zentraler Bestandteil seines Auftrages, Kranke gesund zu machen. Diesen Auftrag beziehe ich nicht einseitig auf körperliche Krankheiten, aber genauso wenig einseitig auf seelisch-geistliche Krankheiten. Jesus sucht das umfassende Wohl des Menschen und möchte ihn ganzheitlich wiederherstellen.

„Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!“
Matthäus 9,12

„Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich berufen hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen, den Blinden sage ich, dass sie sehen werden, und den Unterdrückten, dass sie bald von jeder Gewalt befreit sein sollen.“
Lukas 4,18

„Lieber Gajus! Ich hoffe, dass es dir gut geht und du an Leib und Seele so gesund bist wie in deinem Glauben.
3. Johannes 2

Schließlich setzt Jesus noch einen drauf, indem er den Auftrag der Krankenheilung weitergibt an seine Jünger. Damit zeigt er auf, dass es trotz seines Erlösungswerkes am Kreuz weiterhin Kranke geben wird, für die sich aber diverse Möglichkeiten der Heilung ergeben können.

„…Kranke, denen sie die Hände auflegen, werden gesund.“
Markus 16,18

„Heilt die Kranken, und sagt allen Menschen: ‚Jetzt beginnt Gottes neue Welt bei euch.“
Lukas 10,9

„Wenn jemand von euch krank ist, soll er die Gemeindeleiter zu sich rufen, damit sie für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Wenn sie im festen Vertrauen beten, wird der Herr dem Kranken helfen.“
Jakobus 5,14+15

Diese Linie der Heilungsabsicht Gottes zieht sich durch die gesamte Heilige Schrift. Sie bildet die Grundlage dafür, dass wir für Kranke beten. Und sie bildet die Grundlage dafür, dass Gott durch seinen Geist Gaben der Heilungen austeilen möchte. Hier im ersten Artikel soll dieser Gedanke betont sein: Gott möchte heilen. Doch im zweiten Artikel möchte ich auch über die Komplexität und Vielfalt von Krankheit und Heilung sprechen.

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