Umgang mit Prophetie (Prophetie IV)

von Johannes Justus

Paulus lehrt die Prophetie nicht zu verachten, sie allerdings zu prüfen (1 Kor 14,29; 1Thess 5,20f). Wozu soll sie geprüft werden und auf was sollte man dabei achten? Diesen Fragen will ich mich in diesem letzten Artikel zur Prophetie widmen.

Warum sollen wir prüfen?

Die prophetische Rede hat viele Menschen und Gemeinden erbaut und gesegnet, sie hat allerdings auch immer wieder Konflikte und Nöte verursacht. Die Gründe dafür sind verschieden. In manchen Fällen wurde unsachgemäß mit der Prophetie umgegangen und in manchen Fällen haben falsche Propheten gewirkt. Vor diesen warnte bereits Jesus (Mt 7,15; 24,11.24) und die Apostel (z.B. 1.Joh 4,1). Umso wichtiger ist es zunächst, den Weissagenden selbst zu betrachten. Häufig sammeln sich um Personen, die falsche Prophetien weitergeben, eine beträchtliche Anhängerschaft, während Prophezeiende, die Botschaften des Heiligen Geistes weitergeben, mitunter für ihren Dienst geächtet werden. Die Akzeptanz oder der Erfolg einer Person in ihrem Umfeld ist daher nicht zwingend aufschlussreich. In Jer 23,11-26 werden falsche Propheten beschrieben. Sie sind Persönlichkeiten, die Sünde bei sich und anderen dulden, die täuschen und Dinge reden, die andere gerne hören. In Kol 2,18 warnt Paulus vor Menschen, die egoistisch und eitel sind. Wer keine Bereitschaft mitbringt sich eine örtlichen Leitung unterzuordnen oder seine Prophetien auch prüfen zu lassen, hat auch kein Recht, zu prophezeien. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass man Personen, die sich selbst groß machen, statt unseren Herrn, kein Gehör geschenkt werden sollte. Auch aufrührerischen Persönlichkeiten, die Leute um sich scharen, um mit ihnen theologische Sonderwege zu gehen, sollte man keine Beachtung schenken, denn unser Gott ist ein Gott des Friedens (1 Kor 14,33) und es existiert ein Unterschied zwischen Prophetie und Lehre – zu Letzterem gleich mehr. Zumeist bringen solche Persönlichkeiten auch keine guten „Früchte“ hervor und an diesen sollte man sie auch erkennen (Mt 7,20). Einen Baum erkennt man nicht am Rascheln seiner Blätter, sondern an seiner Frucht.

Aber selbst wenn prophetische Worte nicht von fragwürdigen Personen ausgehen, haben wir keine Garantie dafür, dass Gott durch andere gottesfürchtige Person zu uns spricht. Wie ich bereits in meinem letzten Artikel erklärt habe, enthält Prophetie auch immer menschliche Anteile. Als Menschen aber sind wir fehlbar. Daher brauchen Christen die Fähigkeit, Richtig und Falsch voneinander zu unterscheiden. Dazu möchte ich nun einige Prüfkriterien nennen.

Prüfkriterien für Prophetie

Als erstes lässt sich sagen, dass Prophetie immer zunächst Jesus verherrlichen wird. Er hat vor allem Vorrang (Kol 1,18) und sollte stets im Mittelpunkt des Gesagten stehen. Alles, was Menschen und andere Dinge verherrlicht, hat ihre Herkunft nicht aus dem Heiligen Geist.

Prophetie unterscheidet sich von der Lehre. Während uns in der Bibel durch ihre Autoren normative theologische und ethische Leitlinien weitergegeben wurden, ist das prophetische Wort ein spontaner Impuls des Heiligen Geistes. Prophetie kann das geschriebene Wort Gottes nicht ersetzen und sollte dem schriftlichen Zeugnis keinesfalls wiedersprechen. Wenn mich der Inhalt einer Prophetie dazu veranlasst, etwas zu unternehmen, was im Gegensatz zu der Heiligen Schrift steht, handelt es sich hierbei wohl eher um einen menschlichen Impuls und nicht um einen des Heiligen Geistes.

Der Hauptzweck von Prophetie sind die Erbauung, Ermahnung und Tröstung (1 Kor 14,3-4). Prophetische Worte, die diesen Dreiklang nicht enthalten, sollten nicht zwingend verachtet werden, allerdings wäre es sinnvoll, die Worte genauer zu betrachten.

Wir sehen im Neuen Testament, dass wenn Propheten geweissagt haben, die Gemeinde über das Gesagte urteilen sollte (1 Kor 14,29). Es ist hilfreich Prophetien nicht alleine zu prüfen, sondern auch die Meinung von reifen Geschwistern einzuholen. Diese können mit ihren Erfahrungen und ihrem geistlichen Gespür Dinge wahrnehmen, die uns vielleicht entgangen sind.

Vom Heiligen Geist eingegebene Prophetie bewirkt Freiheit und nicht Knechtschaft (2Kor 3,17). Prophetie wird niemals eine geistliche Diktatur errichten. Alles, was die Unabhängigkeit, die Individualität und die Verantwortung einer Person zerstört ist nicht vom Heiligen Geist. Gott hat uns nicht erschaffen, damit wir zu Marionetten werden, sondern gab jedem von uns eine eigene Persönlichkeit. Ebenso sollte der Friede des Heiligen Geistes gegenwärtig sein, von dem es im Kol 3,15 heißt, dass er in unseren Herzen regiere.

Natürlich sollte sich eine Prophetie auch erfüllen, wenn sie tatsächlich von Gott eingegeben wurde. Besonders im Alten Testament sehen wir deutlich, dass darauf Wert gelegt wurde (5Mo 18,21f). Dieses Prüfkriterium ist allerdings relativ und nicht auf alle Prophetie anwendbar, da wir selbst auch dazu beitragen können, dass Prophetien sich nicht erfüllen. Der Herr kann dem Menschen zwar Zusagen machen, aber wenn der Mensch nicht dementsprechend handelt, werden sich die Zusagen nicht erfüllen. So wurde dem Volk Israel auch verheißen ins gelobte Land zu gelangen, aber durch ihr Handeln waren sie letztendlich gezwungen 40 Jahre in der Wüste zu verbringen (4Mo 32,13). Daher ist es auch nicht ratsam zeitliche Angaben beim Prophezeien weiterzugeben oder diese anzunehmen, wenn andere sie machen.

Bedenkliche Felder

Es gibt Felder, auf denen sich Prophetie nicht begeben sollte, da diese Felder ein großes Risiko für den Missbrauch mit sich bringen und in der Vergangenheit falsche Prophetien hier massiven Schaden angerichtet haben.

So sollte Prophetie nie zur Heiratsvermittlung dienen. Ich habe Menschen kennengelernt, die aufgrund einer Prophetie eine Beziehung und schließlich eine Ehe eingegangen sind. Anschließend waren die betroffenen Personen enttäuscht von Gott. Dabei sollte man sich seinen Partner auf keinen Fall nur aufgrund einer Aussage einer Person wählen. Für die Partnerwahl gibt es noch wichtige andere Kriterien.

Wesentliche Lebensentscheidungen sollten generell nie allein aufgrund von Prophetien getroffen werden. Häufig ist es so, dass der Herr in der Prophetie offenbart, was bereits in uns ist und nicht völlig fremde Wege aufzeigt. Das prophetische Wort ist auch kein Karriere- und Berufsvermittler. Die Entscheidungen dafür werden in einem Gebets- und Findungsprozess mit Gott selbst ausgemacht.

Leider erlebe ich auch, dass Prophetie gerne dafür genutzt wird, um den Geschwistern in der Gemeinde gewisse Geschmacksrichtungen und Stile aufzuzwingen. Auch dafür ist die Prophetie nicht da. Des Weiteren ist Vorsicht geboten bei geschäftlichen Entscheidungen und Spenden. Leider habe ich auch schon erleben müssen, dass Menschen aufgrund von prophetischen Worten hohe Summen in Kirchen spendeten. Ihnen wurde die Zusage gemacht, dass sie besonderen finanziellen Segen erfahren würden, wenn sie der Forderung des Herrn nachkommen und eine beträchtliche Spende leisten. Spenden sollten meiner Meinung nach stets freiwillig gegeben werden (Apg 5,4).

Weitere Felder will ich in meinem Buch thematisieren, welches zum Ende des Jahres erscheint. Um diesen Fehlern zu entgehen und gute Entscheidungen in den wichtigen Fragen des Lebens zu treffen, ist es wichtig die Geistesgaben Weisheit und Erkenntnis  und gute Beratung zu haben.

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