Predigten mit ChatGPT schreiben?

Über die Fähigkeiten von Künstlicher Intelligenz für die Verkündigung

von Johannes Justus Jr.

Das Wirtschaftsmagazin Business & People hat die bekannte KI „ChatGPT“ aufgefordert eine Predigt in meinem Stil zu verfassen und mich gefragt, wie ich das Ergebnis finde.

Sätze der KI wie „In Gottes Gegenwart dürfen wir das Glück finden, das keine Grenzen kennt. Es ist eine Glückseligkeit, die uns niemals verlassen wird.“  habe ich noch nie in meinem Leben verwendet. Das hat das Magazin sehr gut erkannt.

Das Ergebnis ist theologisch betrachtet ja nicht falsch, kommt aber eher wie eine Aneinanderreihung von Floskeln rüber. Eine Predigt ist immer auch mit dem Menschen verbunden – und der Frage, was das Gesagte für mein Leben bedeutet. Als Pastor einer evangelischen Freikirche finde ich mich in dem KI-Text nicht wieder. Ein Grund unabhängig von der pastoralen Art der Sprache: Eine Predigt soll nicht informieren, sondern transformieren. Das gesprochene Wort soll Veränderung bewirken.

Mit Veränderung ist beispielsweise gemeint: Wie schaffe ich es, im Angesicht des Todes zu leben. Ich denke, dass ist der Ursprung aller Religionen. Und bestimmt keine Frage, die sich eine KI stellt. Das Wort, das der Mensch in der Not braucht, kann er sich nicht selbst geben. Und die KI kann es eben auch nicht. Denn Künstliche Intelligenz kann keine Beziehung aufbauen. Also auch nicht auf einer Beziehungsebene schreiben oder sprechen. Als Pastor liebe ich es, Dinge aus meinem Leben zu erzählen, christliche Inhalte greifbar zu machen und Menschen im Gottesdienst ‚abzuholen‘. ChatGPT hat nichts erlebt und verfolgt auch kein Ziel. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber betont die Beziehung, wenn er sagt: Nur im Du werde ich zum Ich. KI ist kein Du – und kann deshalb auch kein Gegenüber sein.

Mit anderen Worten: Künstliche Intelligenz, wie beispielsweise ChatGPT, kann Texte produzieren, die auf grammatischer und semantischer Ebene korrekt sind. Dennoch fehlt es der KI an persönlichen Erfahrungen, Emotionen und der Fähigkeit, komplexe menschliche Beziehungen zu verstehen oder zu empfinden. Eine Predigt, die tiefgreifende Veränderungen bewirken und Menschen in ihrem Glauben stärken soll, erfordert mehr als nur Informationen. Eben das kann die KI nicht.

Aber wenn man meinen Kollegen Pastor Daniel Schließburg dazu befragt, ist er der Meinung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis KI auch die Fähigkeit haben wird, das zu imitieren. Das wird sich zeigen.

Hier geht es zum Artikel:

www.business-people-magazin.de

„KI ist kein Du“

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