Die Gabe der Zungenrede (Teil 1)

von Johannes Justus

Die Gabe der Zungenrede ist wohl die am kontroversesten diskutierte Gabe des Heiligen Geistes. Insbesondere deshalb, weil gerade diese Gabe oft als „das“ Zeichen für die Geistestaufe angesehen wird, gerne auch als „The Initial Evidence“ (Anfangsbeweis) bezeichnet.

Deshalb freue ich mich drauf, in den nächsten drei Teilen einige Gedanken zu diesem Thema zu Teilen. Der oben erwähnte „Anfangsbeweis“ wird auch das sein, womit wir die Artikelreihe beginnen.

Diesbezüglich möchte ich gleich am Anfang zum Ausdruck bringen, dass wir aus den Berichten der Bibel kein System entwickeln können, wie sich die Geistestaufe manifestieren sollte. Nur eins ist klar: Sie wird immer von bemerkbaren Zeichen begleitet – in der Regel von Zungenrede (Apostelgeschichte 2,4; 10,46; 19,6), aber auch von Kraft (4,31), Prophetie (19,6) und Lobpreis (2,11; 10,46). Jeder von uns, der die Geistestaufe erlebt hat, kann sich an dieser Stelle daran erinnern, wie er es persönlich erfahren hat.

 

Zunge oder Sprache?

Bezüglich des Ausdrucks „Zungenrede“ stoßen wir bereits bei der Übersetzung des griechischen glóssa auf die erste Herausforderung dieses Themas. Dieser Begriff kann sowohl die Zunge als auch die Sprache meinen. So gibt es alleine schon deshalb unterschiedliche Bezeichnungen für diese Gabe, beispielsweise „Sprachenrede“, „Sprachengebet“ oder „Zungenrede“.

„… zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ Apostelgeschichte 2, 4

Das hier gebrauchte Verb „aussprechen“ (griechisch apofthengomai) heißt „laut erklären, aussprechen“. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments steht dasselbe Wort für prophetisches Reden (1 Chr 25,1; Mi 5,11). Damit wird deutlich, dass die Gabe der Zungen „echte“ Sprachen (plural) meint, sei es von „Menschen oder von Engeln“ (1 Kor 13,1).

 

Der Heilige Geist hilft uns, den Mund zu öffnen!

In 1. Kor 14 kommt das Verb „reden“ ganze vierundzwanzig Mal vor, so oft wie in keinem anderen Kapitel des Neuen Testamentes! Dies wiederum öffnet unseren Blick dafür, dass der Geist Gottes in besonderer Weise durch Kommunikation wirkt, so auch beispielsweise in Apg 1, 8. Dieses Wunder der Kommunikation wird besonders dann deutlich, wenn ich daran denke, was ich alles benötige, um eine Fremdsprache zu lernen – darunter Talent, viel Zeit, Mühe und Disziplin. Im Vergleich dazu ist das Zungenreden ein nicht erlernbares Geschenk Gottes.

 

Unterschiedlicher Gebrauch des Zungenredens

Die Adressaten bestimmen die Form des Zungenredens. Die ersten beiden von drei Formen sind an Gott adressiert. Wenn ich in einer Sprache bete, sei es alleine oder gemeinsam mit anderen, dann wende ich mich damit an Gott. Niemand muss es verstehen, denn Gott ist der, an den das Gesagte gerichtet ist (1. Kor 14, 2). Und dennoch schreibt Paulus ein Paar Verse weiter: „wer in einer Sprache redet, bete, dass er es auch auslege!“. Deshalb ermutige ich uns dazu, danach zu streben.

Gleiches gilt für das Singen in Sprachen. Auch hier wende ich mich mit meinem Lobpreis an Gott. Im Vergleich zum gemeinsamen Beten in Sprachen wirkt das Singen harmonisch und nahezu ordentlich. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Form des Zungenredens vor allem im Hinblick auf die Achtung der Gäste im Gottesdienst gerne angewandt wird.

Die dritte Form des Zungenredens ist an Menschen adressiert. Deshalb sollte sie mit einer weiteren Gabe einhergehen – der Gabe der Auslegung. Nur so kann die Gemeinde oder der Einzelne, an den sich das Gesagte richtet mit den Worten etwas anfangen.

Ich persönlich habe erst etwa 4 Tage nach meiner Geistestaufe die Gabe des Zungenredens empfangen. Es ist übrigens beim Stallausmisten passiert. Stundenlang habe ich daraufhin den Herrn in anderen Sprachen gepriesen. Pragmatisch, wie sie ist, kam meine Frau auf mich zu und fragte: „Warum legst du nicht aus? So steht es doch geschrieben?“ Das war der Beginn meines Gebets um Auslegung. Heute bekomme ich oft Offenbarungen darüber, was ich in anderen Sprachen bete.

Ähnliche Beiträge