Die Gabe der Kraftwirkungen / Wirkungen von Wunder (Teil 1)

von Johannes Justus

Was meint Paulus, wenn er die Gabe der Kraftwirkungen aufzählt? Geht es hier vor allen Dingen um Wunder? Wie können wir diese Gabe näher beschreiben?

Was uns im griechischen Grundtext schon bei den Gaben der Heilungen aufgefallen war, das sehen wir hier erneut: Wieder gebraucht Paulus einen doppelten Plural. Er spricht von „Wirkungen von Kräften“ (1. Korinther 12,10: energemeta dynameon). Das klingt nicht danach, als ließe sich diese Gabe exakt beschreiben. Wirkungen und Kräfte können ja vielfältig sein.

Die gängigen Bibelübersetzungen (z.B. ELB, SCH, LU) versuchen dieser Gabe eine Richtung zu geben, indem sie von „Wunderkräften“ oder von „der Kraft, Wunder zu tun“ sprechen. Aber Paulus beschreibt diese Gabe nicht näher. Wir können sie kaum greifen. Und das gefällt mir. Denn es wird erneut vermieden, diese Gabe auf bestimmte Erscheinungsformen zu beschränken. Die Kraft des Heiligen Geistes wirkt unterschiedlich (1. Korinther 12,6). Wir können aus ihr keinen fixen Katalog machen.

Auch an anderen Stellen spricht das Neue Testament von Machttaten, Kraftwirkungen oder Wundern. Und meistens bleibt offen, was genau gemeint ist. Hier einige Beispiele:

…Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst…

Apostelgeschichte 2,22

Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk, in der Kraft der Zeichen und Wunder, in der Kraft des Geistes…

Römer 15,18+19

Und Gott hat dazu Zeugnis gegeben durch Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen.

Hebräer 2,4

Diese offenen Formulierungen laden uns dazu ein, kein engstirniges Denken zu entwickeln, sondern weitherzig zu bleiben. Wer nur eine enge Vorstellung hat, lässt diese Gabe auch nur in der Enge zu.

Wenn ich die Gabe der Kraftwirkungen allerdings näher beschreiben müsste, dann würde ich sagen: Es geht um Wirkungen, die über das für uns Normale hinausgehen. Klar: Was für uns verwunderlich ist, ist bei Gott ganz normal. Was uns übernatürlich erscheint, ist für Gott ganz natürlich. Aber wenn Jesus beispielsweise Wasser in Wein verwandelt oder einen jahrzehntelang Gelähmten augenblicklich gesund macht, dann ist das ein schöpferischer Akt, der über das für uns Natürliche hinausgeht. Wenn ich für einen Krebskranken bete und er plötzlich eine komplett neue, gesunde und reibungslos funktionierende Speiseröhre bekommt, dann ist das keine prozesshafte Heilung, sondern ein augenblickliches Wunder. Solche Dinge sind aus meiner Sicht gemeint, wenn Paulus über die Gabe der Kraftwirkungen spricht.

Einmal hat meine Frau Irene eine ähnliche Kraftwirkung Gottes erlebt: Auf einer Frauenkonferenz sagte die Sprecherin zu ihr, dass sie von ihrer chronischen Migräne geheilt sein soll. Die entsprechenden Schmerzen waren nicht nur augenblicklich weg, sondern kamen auch nie wieder zurück. Dieses Erlebnis war vor 19 Jahren.

Durch die Gabe der Kraftwirkungen werden wir aufmerksam für die wirksame Kraft des Heiligen Geistes. Dies tut uns gut, weil wir oft nur das Machbare sehen. Doch wir sollten Gott gleichzeitig das „Unmachbare“ zutrauen. Ich weiß natürlich, dass bei uns oftmals Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Deswegen ermutige ich dazu, dass wir nicht die von uns erwünschte Wirklichkeit suchen, sondern die wirksame Wirklichkeit des Heiligen Geistes. Wenn ich von der Gabe der Kraftwirkungen lese, dann will ich vertrauen, dass Gottes Wort wirksam ist. Ich will das Wort nicht nur lesen, ich will es auch in Kraft wirken lassen.

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