Das Wirken des Heiligen Geistes durch uns (Teil 1)

von Johannes Justus

In den letzten beiden Artikeln habe ich betont, dass der Heilige Geist an uns wirken möchte. Er möchte unseren Charakter formen und die Frucht des Geistes in unserem Leben sichtbar machen. Aber der Heilige Geist möchte auch durch uns wirken, z.B. durch die Charismen. Sind wir dazu bereit?

Im Neuen Testament der Bibel lesen wir mehrfach von den so genannten Charismen des Geistes und man könnte zusammenfassend festhalten: Charismen sind unterschiedliche Gaben, die wiedergeborenen Christen durch den Heiligen Geist zum Aufbau der Gemeinde gegeben werden. Anders gesagt: Der Heilige Geist begabt Menschen, um durch sie andere Menschen zu erbauen. In den Kapiteln 12 bis 14 des 1. Korintherbriefes finden wir die umfangreichste biblische Auseinandersetzung mit den Charismen. Paulus schreibt dort in seinen einleitenden Worten (1. Korinther 12,4-6):

„Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.“

Was für eine Gnade!

„Charisma“ hat seine Wurzel in dem griechischen Wort für Gnade (charis). Von daher wird schon deutlich, dass man sich ein Charisma nicht erarbeiten oder verdienen kann, sondern dass es geschenkt und zugeteilt wird so wie es dem Heiligen Geist gefällt (vgl. 1. Korinther 12,11). Ist es nicht eine große Gnade und Ehre für den Menschen, dass Gott durch ihn wirksam werden möchte? Gott könnte seine Pläne auch alleine oder durch Engel verwirklichen. Doch er hat sich dazu entschieden, Menschen zu gebrauchen, die sich vom Heiligen Geist begaben und leiten lassen.

Nach Charismen eifern

Obwohl Charismen geschenkte Gaben sind, werden Christen gleichzeitig dazu aufgefordert, nach ihnen zu eifern (1. Korinther 12,31; 14,1). Sie sollen sehnsüchtig begehren, vom Heiligen Geist gebraucht zu werden. Meine Erfahrung zeigt mir, dass dies nicht immer der Fall ist. Viele Christen stehen den Geistesgaben skeptisch gegenüber; vielleicht weil sie erlebt haben, wie Gaben missbräuchlich oder fehlerhaft eingesetzt worden sind. Doch der falsche Einsatz der Gaben sollte nicht dazu führen, sie gar nicht mehr einzusetzen. Wir sollten aus Fehlern lernen und es richtig machen. Kann es sein, dass Gemeinden heute ihre geistliche Kraft verlieren, weil Christen nicht mehr nach den Geistesgaben eifern? Aus meiner Sicht sollten wir aktiv danach streben, vom Geist Gottes zur Erbauung seiner Gemeinde eingesetzt zu werden.

Unterschiedliche Gaben

Die wohl bekannteste Aufzählung von Charismen finden wir in 1. Korinther 12,8-10. Der Apostel Paulus stellt uns dort neun Geistesgaben vor, z.B. das Wort der Weisheit oder die Gabe des Glaubens. Weitere Aufzählungen von Gaben finden sich in Römer 12,6-8 sowie in 1. Petrus 4,10-11. Außerdem werden uns fünf Dienstgaben in Epheser 4,11 vorgestellt, die aber eher Personen- oder Amtsbezeichnungen sind. Deshalb würde ich unterscheiden, z.B. zwischen dem Amt des Propheten und der Gabe des prophetischen Redens. Auch zwischen natürlichen Fähigkeiten, wie z.B. dem gesanglichen oder handwerklichen Talent, und geistgeschenkten Gaben würde ich unterscheiden. Aber immer gilt: Es ist Gott, der aus einer guten Absicht heraus und mit einem bestimmten Ziel den Menschen unterschiedliche Gaben gibt. Diese Gaben sind nicht dazu da, damit sich einzelne in den Mittelpunkt spielen, sondern damit die Gemeinschaft erbaut wird. Diese Erbauung ist das vorrangige Ziel bei dem Wirken des Heiligen Geistes durch uns.

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