Israel und Hamas: Wann wird es Frieden geben?

von Johannes Justus

Schon seit vielen Wochen müssen wir das kontinuierliche Auf und Ab im Nahen Osten mit großer Sorge, Mitgefühl und Nachdenklichkeit beobachten. Verzweifelt erhebt sich immer wieder die Frage in unseren Herzen: Wann wird es endlich Frieden geben?

Als Christen sind wir geschichtlich und geistlich ja eng mit Israel und der arabischen Welt verbunden. Ich persönlich reise seit vielen Jahren regelmäßig nach Israel, veranstalte dort Rundreisen mit meiner Frau, besuche Freunde und darf in unterschiedlichen Städten und Gemeinden als Pastor dienen. Deshalb bewegen mich die weiterhin heftigen Auseinandersetzungen sehr. Das Geschehen wirkt sich aber nicht nur auf mitfühlende Christen, sondern insgesamt auf unsere westliche Kultur und unser gesellschaftliches Zusammenleben aus. Zum Beispiel wird uns wieder neu die Wichtigkeit vor Augen geführt, sich gegen jede Form von Antisemitismus stark zu machen sowie Menschenhass und die Verachtung anderer Volksgruppen nicht zuzulassen.

Über das politische und militärische Vorgehen beider Parteien wird berechtigterweise kontrovers diskutiert. Doch was bringt es, wenn wir uns politisch ereifern und Andersdenkende mit Argumenten zu überzeugen versuchen? Ich kann die Aufgabe von Christen nicht darin sehen, sich als Richter über andere Menschen und Volksgruppen aufzuschwingen oder kriegerische Handlungen zu rechtfertigen. Vielmehr sollten wir das Geschehen demutsvoll Gott anvertrauen und um sein barmherziges Eingreifen bitten. Schon in den Lobgesängen des alten Israels wurde der Charakter Gottes zum Ausdruck gebracht, als es hieß: „Gnädig und barmherzig ist der Herr, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Der Herr ist gut gegen alle, sein Erbarmen ist über alle seine Werke.“ (Psalm 145,8+9; auch 2.Mose 34,6). Gottes Herz ist voll von Gnade. Er sehnt sich danach, dass die Völker versöhnt und in Frieden miteinander leben.

In diesem Zusammenhang denke ich auch an den Bibeltext aus Jesaja 19,23-25. Am Ende des Gerichtswortes über Ägypten schlägt Gott einen anderen Ton an: „An jenem Tag wird es eine Straße von Ägypten nach Assur geben. Assur wird nach Ägypten und die Ägypter nach Assur kommen, und die Ägypter werden mit Assur dem Herrn dienen. An jenem Tag wird Israel der Dritte sein mit Ägypten und mit Assur, ein Segen inmitten der Erde. Denn der Herr der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei Ägypten, mein Volk, und Assur, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!“

Diese prophetische Schau offenbart uns einmal mehr das Herz unseres Gottes: Selbst im tiefsten Gericht ist sein schlussendliches Ziel Gnade und Versöhnung. In letzter Konsequenz wünscht sich Gott nichts sehnlicher als Frieden unter den Völkern. Gott möchte unter Feinden vermitteln, sie miteinander versöhnen und sie in Frieden und Harmonie leben lassen. Ja, seine Gerichtsworte sind ebenso klar, aber am liebsten lässt unser Gott Gnade triumphieren.

In seinem Sohn Jesus Christus hat Gott bereits den Ausweg geschaffen. Durch ihn ruft er in das Chaos der Welt hinein: „Ich bin nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten.“ (Johannes 12,7). Das ist sein Herz! Gott möchte nicht vernichten, sondern erlösen. Sowohl Juden als auch Araber brauchen diese gottgewirkte Versöhnung und Erlösung durch Jesus Christus. Er ist derjenige, der zwischen Feinden vermittelt und sie in Frieden mit- und nebeneinander leben lässt.

Was auch immer noch geschehen mag: Wir sollten nicht nachlässig werden im Gebet für den Frieden in und um Israel. Die Menschen im Nahen Osten sollten wir segnen und Gott darum bitten, dass er dem terroristischen Treiben ein Ende bereitet. Natürlich wünschte ich mir den Frieden nicht erst im ewigen Gottesreich, sondern bereits jetzt auf dieser Erde. Doch wiederum Jesaja spricht darüber, dass die Wege des Herrn für uns oftmals nicht zu verstehen sind. Seine Gedanken und Pläne sind so viel höher als unsere (Jesaja 55,8). Deshalb sollten wir uns seinen Wegen anvertrauen. Die Zeitpunkte liegen allein in seiner Hand. Und weil er treu und wahrhaftig ist, werden seine Verheißungen zustande kommen. Er weiß, wann und wie die „Stadt des Friedens“ wirklich Frieden erleben wird.

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