Am 28. Juli 2014 hatte Papst Franziskus eine Pfingstgemeinde im italienischen Caserta besucht. Er war als Privatperson bei einem Freund, dem italienischen Pastor Giovanni Traettino, um gemeinsam mit ihm ein ökumenisches Zeichen der Verbundenheit zu setzen. In diesem Zuge bat er um Vergebung für die Verurteilung und Verfolgung, die viele Pfingstler in der Vergangenheit auch durch Katholiken erfahren mussten.
Gegenüber Pfingstlern ist eine Handreichung in dieser Form von katholischer Seite aus historisch einmalig. Deshalb sorgt sie derzeit unter vielen Christen für Gesprächsstoff. Auch ich wurde und werde aktuell immer wieder nach meiner Meinung in dieser Sache gefragt. In der letzten Woche hatte ich den Leiterinnen und Leitern des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden deshalb eine E-Mail zukommen lassen. Ich möchte hier einige Punkte weitergeben, die mir in diesem Zusammenhang wichtig sind.
1.) Grundsätzlich halte ich es für richtig und gut, wenn Christen unterschiedlicher Glaubensüberzeugungen und Lehrmeinungen das Gemeinsame betonen und einander in gegenseitiger Wertschätzung begegnen. Ich denke, dies entspricht dem Herzen Gottes. Auch den regelmäßigen Austausch von Kirchen unterschiedlicher Prägung halte ich für sinnvoll und gut. Dies fördert z.B. das gemeinsame Zeugnis vor der Welt.
2.) Ende Juli war der Papst vor allem als Privatperson bei seinem Freund in Caserta. Immer wieder hat er sich in seiner rund einjährigen Amtszeit dadurch ausgezeichnet, dass er Termine persönlich wahrgenommen und Zeichen der Nächstenliebe gesetzt hat. Dies spricht für ihn. Auch seine Bitte um Vergebung ist ein Schritt, den ich positiv werte und der Respekt verdient.
3.) Weder Pastor Giovanni Traettino noch andere Anwesende spiegeln mit ihrer Reaktion auf die Schritte des Papstes die Haltung der Pfingstler insgesamt wider. Aus meiner Sicht ist dies auch gar nicht möglich. Anstatt von einer weltweiten Pfingstbewegung zu sprechen, müsste man eher von vielen pfingstlichen und charismatischen Strömungen sprechen, die in Lehrauffassungen und Frömmigkeitsstilen teilweise sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Deswegen gibt es auch keinen offiziellen Repräsentanten der Pfingstler. Themen rund um die Ökumene oder die Römisch-Katholische-Kirche werden unter Pfingstlern immer Anlass zu Diskussionen geben.
4.) Der Dialog mit anderen Kirchen dient aus meiner Sicht nicht dazu, eine Vereinigung aller Kirchen anzustreben und damit organisatorische und theologische Unterschiede aufzuheben. Dies ist nicht das Ziel des kirchlichen Dialogs. Vielmehr lebt ein authentischer Dialog davon, dass Differenzen einander in gegenseitiger Wertschätzung vorgetragen werden. Ich halte es für sehr wichtig, dass dabei keine Fronten aufgebaut oder Kampfbegriffe verwendet werden.
5.) Wenn sich der Papst auf andere Christen zubewegt, möchte er dadurch sicherlich nicht katholische Lehrüberzeugungen aufgeben. Genauso geben Pfingtler nicht ihre grundsätzlichen Lehren preis, nur weil sie sich mit Katholiken zu Gespräch oder Begegnung treffen. Für den Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden kann ich sagen, dass wir eine theologisch eigenständige Position und Prägung besitzen, für die wir selbstbewusst eintreten.
6.) Im Laufe meines Lebens als Leiter ist es mir immer wichtiger geworden, auf die von Gott anvertrauten Aufgaben fokussiert zu bleiben und mich nicht auf Nebenschauplätzen zu bewegen. Nur so kann ich meine Bestimmung effektiv leben. Das gilt auch für uns als Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Deutschland. Wir möchten die gute Nachricht von der in Jesus Christus erwirkten Gnade und Vergebung allen Menschen verkündigen. Wir möchten alle Menschen zum Glauben an Jesus Christus rufen. Allein Jesus ist fähig, von Schuld zu befreien und ewiges Leben zu schenken. Und wir möchten Kirchengemeinden bauen, mit der die Menschen unserer Zeit etwas anfangen können.
7.) Inwiefern das Signal des Papstes den Pfingstlern gegenüber nützlich sein wird für das künftige Zusammenwirken, kann ich nicht beurteilen. Die Geschichte lehrt uns, dass sich sehr gute Entwicklungen trotz schlechter Vorzeichen ergeben haben – und umgekehrt. Deshalb verfolge ich die aktuelle Entwicklung geistlich wachsam. Ich möchte keine vorschnellen Schlüsse ziehen, sondern darauf vertrauen, dass Gott Herr über alle Entwicklungen und Prozesse bleibt.