Die Gabe des Glaubens (Teil 2)

von Johannes Justus

Was können wir über die Gabe des Glaubens sagen? Wie kann sie praktisch werden?

Nachdem Paulus in 1. Korinther 12 einige Aspekte zu den Geistesgaben wiedergegeben hat, kommt er auf die Liebe zu sprechen:

Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.

1. Korinther 13,2

Paulus macht deutlich, dass nicht die Gaben, sondern die Liebe im Zentrum des gemeindlichen Miteinanders stehen sollte. Doch ich möchte auf einen bemerkenswerten Nebenaspekt in diesem Vers hinweisen: Paulus charakterisiert hier die Gabe des Glaubens ganz offensichtlich als einen Glauben, der das Potenzial hat, Berge zu versetzen. Schon Jesus sprach über den bergeversetzenden Glauben (z.B. Matthäus 21,21; Markus 11,23). Scheinbar befähigt der Heilige Geist jemanden durch die Gabe des Glaubens, sprichwörtlich Berge ins Meer zu werfen – also Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Es geht nicht darum, das schöne Alpengebirge von der Bildfläche verschwinden zu lassen, sondern im übertragenen Sinne Hindernisse, Blockaden und Schwierigkeiten zu bewältigen. In diesem Sinne bewirkt die Gabe des Glaubens einen bahnbrechenden Glauben. Es ist ein unerschütterliches Vertrauen und ein festes Rechnen mit der wirksamen Kraft Gottes. Diese Gabe kommt zum Einsatz, wenn sich uns Dinge in den Weg stellen. Dies können z.B. Konflikte im privaten Alltag oder im Gemeindeleben sein, Herausforderungen am Arbeitsplatz, finanzielle Nöte, Krankheiten, usw.

Jakobus schreibt davon, dass das Gebet des Glaubens den Kranken retten wird. In diesem Zusammenhang erwähnt er den Propheten Elia, der genauso ein Mensch war wie wir. Doch weil er in einer konkreten Situation voller Glauben betete, wurde sein Gebet erhört (Jakobus 5,15-17). Auch Petrus betete einst voller Glauben für die bereits verstorbene Tabita. Gott erhörte sein Gebet und machte sie wieder lebendig (Apostelgeschichte 9,40). So gibt es Situationen, in denen sich Berge vor uns auftürmen. Doch wenn der Geist Gottes die Gabe des Glaubens in uns aktiviert, werden wir fähig, diese Berge zu versetzen. Und wen der Geist Gottes aktiviert, den beauftragt er auch. Er erwartet dann eine Reaktion des Gehorsams. Aber Achtung: Wir können diesen Glauben nicht einfach erzeugen, wir müssen ihn empfangen. Es sind die von Gott vorbereiteten Werke, in denen wir wandeln sollen (Epheser 2,10).

Vor vielen Jahren kam eine Frau nach einem Gottesdienst auf mich zu. In meinem Geist nahm ich einen unangenehmen Verwesungsgeruch wahr. Damit kein Missverständnis entsteht: Der Geruch ging nicht von der Frau aus. Ich nahm ihn geistlich wahr. In diesem Moment baute sich ein übernatürlicher Glaube in mir auf. Ich merkte, dass der Heilige Geist am Wirken war . Ohne dass ich von ihrer Situation wusste, sprach ich ihr den Text aus Psalm 118,17 zu: „Du wirst nicht sterben, sondern leben und die Taten des Herrn verkündigen.“ Tief bewegt erzählte sie mir dann, dass eine ärztliche Diagnose ihr bescheinigt hätte, nicht mehr lange zu leben. Doch jetzt traf sie auf jemanden, der in der Gabe des Glaubens tätig war. Ich hatte diesen Glauben nicht selbst erzeugt, sondern aus der Hand Gottes empfangen. Er lässt seinen Geist wehen, wo und wie er will. Schon manches Mal habe ich ängstlich gezögert, aber in dieser Situation sprach ich mutig das aus, was ich in meinem Geist wahrgenommen hatte. Und diese Frau lebt und ist gesund bis heute.

Ich habe auch gelernt, nicht auf meine Gefühle zu vertrauen. In manchen Situationen fühle ich mich glaubensstark, doch es passiert nichts. Manches Mal fühle ich mich mickrig, doch es passiert etwas. Nicht mein Gefühl bestimmt die Realität, sondern der Geist Gottes. Der Glaube, den er gibt, reicht in der Größe eines Senfkorns aus, um Großes zu bewirken (vgl. Matthäus 17,20). Vielleicht könnte man sagen: Unser Problem ist nicht der zu kleine Glaube, sondern der zu große Unglaube. Denn durch Unglaube behindern wir das Werk des Heiligen Geistes. Jesus hat seine Jünger oft wegen ihres Unglaubens kritisiert. Ich denke, es ist unsere Aufgabe, den Unglauben zu beseitigen. Aber es ist Gottes Aufgabe, uns mit der Gabe des Glaubens zu beschenken.

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