Aus meiner Sicht haben wir die Gabe der Unterscheidungen der Geister dringend nötig. Allerdings ist sie stark missbrauchsgefährdet.
In Wirtschaftsunternehmen stellt das Risikomanagement eine wichtige Führungsaufgabe dar. Wie kann man Risiken frühzeitig erkennen und somit potentiellen Schaden abwenden? Diese Frage spielt eine wichtige Rolle. Wir kennen Frühwarnsysteme, z.B. aus dem Straßenverkehr oder aus der Meteorologie. Die Gabe der Unterscheidungen der Geister ist für mich eine Art Frühwarnsystem auf geistlicher Ebene.
Das griechische Wort für „Unterscheidung“ lautet diakrisis (1. Korinther 12,10). Es kann auch mit „Trennung“ oder „Beurteilung“ übersetzt werden. Unterscheiden hat damit zu tun, etwas differenziert zu betrachten, zu prüfen und schließlich ein Urteil darüber zu fällen. Dies ist eine hohe Verantwortung. Zwar soll auch der Dienst in den Geistesgaben geprüft werden (1. Korinther 14,29; 1. Thessalonicher 5,21), aber hier ist das Prüfen von Geistern gemeint.
Gott triumphiert über böse Geister
Folgende Erkenntnis ist grundlegend: Nicht alles Übernatürliche kommt von Gott. Es gibt die Realität böser Geister. Die Bibel verschweigt sie nicht. Böse geistliche Mächte haben Kraft, wirken im Verborgenen und bringen sogar Wunder hervor. Jesus und seine Jünger hatten oft mit bösen Geistern zu tun, die in und durch anderen Menschen wirkten. Bemerkenswert ist auch ein Erlebnis von Paulus: Einmal war er mit seinen Mitarbeitern in Philippi unterwegs, als ihnen tagelang eine Wahrsagerin hinterherlief und schrie: „Diese Männer sind Knechte des Höchsten, die das Heil verkündigen.“ Diese Aussage war absolut richtig. Doch Paulus erkannte den Wahrsagegeist in dieser Frau und trieb ihn aus (Apostelgeschichte 16,16-18).
Scheinbar aktivierte der Heilige Geist ein Frühwarnsystem in dem Apostel. Auch wenn die Frau im Grunde nichts Falsches sagte, hatte Paulus doch gute Gründe, sie zum Schweigen zu bringen: 1. Er bewahrte dadurch die Gemeinde Jesu. Denn hätte er das Wort dieser Frau anerkannt, wären ihr womöglich weitere Türen in christliche Kreise geöffnet worden. 2. Er konnte die Frau zurechtbringen und ihr dadurch helfen. 3. Er entlarvte den bösen Geist und legte so die Verwandlungskunst Satans offen. 4. Er stellte klar, dass Gott allein die Ehre bekommen soll – nicht der Satan und seine Dämonen.
Ich versuche großen Wert darauf zu legen, dass der Dienst in den Geistesgaben aus der Perspektive des Sieges Jesu am Kreuz stattfindet. Er soll die Ehre bekommen. Vor einiger Zeit sprach ich mit einer Frau, die sehr viel Betonung auf die Macht des Bösen legte. Ich sagte ihr: „Du gibst dem Feind zu viel Aufmerksamkeit. Es ist zu viel Ehre für ihn. Konzentriere dich auf die Möglichkeiten Gottes und nicht auf den Kampf.“ Wir leben und dienen im Horizont des Sieges Gottes. Das sollte unser Fokus sein.
Kriterien zum Prüfen
Wer unter der Kraft des Heiligen Geistes mit der Gabe der Geisterunterscheidungen dient, der soll prüfen und erkennen, ob hinter dem Wort, dem Verhalten oder dem Motiv von jemandem wirklich Gott steht oder nicht. Dieses Prüfen bzw. Unterscheiden kann anhand folgender Kriterien geschehen:
- Wird Gott verherrlicht?
- Wird Jesus und sein Erlösungswerk groß gemacht?
- Wird das Wort Gottes bestätigt?
- Wird die Gemeinde erbaut?
- Wird der Einzelne näher zu Gott gebracht?
Voraussetzungen zum Dienen
Wer mit dieser Gabe dient, braucht ein hohes Maß an geistlicher Reife und ein tiefes Verständnis des Wortes Gottes. Der Maßstab der Prüfung ist nämlich nicht das eigene Gefühl, die eigene Meinung oder der eigene Geschmack. Maßstab ist das, was Gott in seinem Wort sagt oder durch seinen Geist offenbart. Man braucht auch die Bereitschaft, mit anderen Begabten im Gespräch zu sein und sich reflektieren zu lassen. Alleingänge sind hier unangebracht. Dann nämlich steht man in der Gefahr, den Anspruch auf alleinigen Durchblick zu erheben. Außerdem braucht man ein Bewusstsein dafür, dass Beurteilen und Verurteilen nah beieinander liegen können. Gott hat seine Gaben nicht gegeben, damit wir uns übereinander erheben. Gott verfolgt mit seinen Gaben gute Absichten. So möchte er uns auch mit der Gabe der Geisterunterscheidungen segnen und seine Gemeinde aufbauen.