Das Wirken des Heiligen Geistes an uns (Teil2)

von Johannes Justus

Eine bekannte Gleichung lautet: „Charisma minus Charakter gleich Chaos.“ Ohne einen geistgeprägten Charakter wird man mit seinem geistlichen Dienst nicht überzeugen. Deshalb möchte der Heilige Geist zuerst an uns wirken, bevor er effektiv durch uns wirken kann.

Sicherlich hat der Charakter eines Menschen auch mit seiner Erziehung und mit angeborenen Eigenschaften zu tun. Dies sollte aber niemals als Ausrede dafür herhalten, sich vor notwendigen Veränderungen zu drücken. Christsein heißt auch Offensein für die Veränderungen, die Gott an uns bewirken möchte. Unsere Gleichgültigkeit möchte er in Liebe verwandeln, unsere Wut in Sanftmut und unsere Disziplinlosigkeit in Selbstbeherrschung. Dies macht Paulus deutlich, wenn er von einem Leben im Geist spricht und dabei neun göttliche Charaktereigenschaften aufzählt („Frucht des Geistes“ in Galater 5,22).

Der Charakter Jesu

Manche Bibelausleger bezeichnen diese Eigenschaften als den Charakter Jesu Christi. Zurecht, wie ich finde. Denn wenn es jemals einen Menschen gegeben hat, der diese Eigenschaften vollkommen durch seine Persönlichkeit verkörperte, dann war es Jesus. Keiner sonst könnte dies von sich behaupten. In diesem Sinne fordert uns Paulus dazu auf, Christus „anzuziehen“ (Galater 3,27; Römer 13,14). Es klingt vielleicht zu einfach, aber so wie ich mich jeden Morgen für eine gewisse Kleidung entscheide, sollte ich mich täglich dafür entscheiden, Jesus Christus „anzuziehen“. Persönlichkeits- und Charakterentwicklung hat deshalb auch mit einer bewussten täglichen Entscheidung zu tun.

Mit dem Charakter leiten

Viktor Frankl hat einst gesagt: „Alles, was du hast, kann dir genommen werden, aber was du bist, kann dir keiner nehmen.“ Der Charakter zeigt die innere Größe und den inneren Reichtum eines Menschen an, mit denen er zwangsläufig auch sein Umfeld beeinflussen wird. In meinem langjährigen Dienst ist mir klar geworden, dass die eigene Persönlichkeit zu den wichtigsten Werkzeugen eines geistlichen Leiters gehört. Gottes Methode sind Menschen. In erster Linie arbeitet er nicht mit Programmen, Konzepten oder Begabungen, sondern mit Persönlichkeiten. Anders ausgedrückt: Der Mann bzw. die Frau ist die Botschaft. Nicht was ich sage, sondern was ich bin, wird angenommen. Wer Einfluss auf sein Umfeld nehmen und andere Menschen leiten möchte, sollte dies zuallererst durch seinen Charakter tun.

Persönliche Integrität

Mit einem geistgeprägten Charakter wird man aber nicht nur die Herzen anderer gewinnen, sondern auch sein eigenes Herz bewahren. Nur wenn Denken, Reden und Handeln übereinstimmen, wird man mit sich selbst im Reinen sein. Persönliche Integrität und Authentizität werden uns vor einem Doppelleben bewahren. Ein Doppelleben würde irgendwann zur Spaltung unserer Persönlichkeit und zur Vernichtung unseres Dienstes führen. Wer also stetig an seinem Charakter arbeitet, tut sich selbst den größten Gefallen. Wie gut, dass Gott uns bei dieser Aufgabe nicht alleine gelassen, sondern uns den Heiligen Geist gegeben hat. Er möchte an uns wirken. Wenn wir dies aktiv wollen und zulassen, kann Gott unser Innerstes gemäß seinem Willen prägen, formen und gestalten.

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